Das Hedgen als Taktik im Forexhandel wird in diversen Foren im Internet, in sozialen Netzwerken, in Webinaren oder in Fragestellungen per Email immer wieder als Thema aufgenommen. Hier einige Gedanken über das Hedgen.
Hedging als Definition
„Hedging“ heisst auf Deutsch „Absicherung“, im Finanzwesen werden oft auch die Begriffe „Sicherungsgeschäft“ oder „Kurssicherung“ genannt. Der Hedger, also die Person, die eine Transaktion sichern möchte, geht eine weitere Transaktion ein, die einen Teil der ersten Transaktion sichert. Dadurch verringert der Hedger das Risiko einer Position, aber durch die Verringerung des Risikos verringern sich auch die Chancen. Bei einer 100-prozentigen Absicherung gibt es normalerweise auch keine Chancen.
Hedgen statt Stopp-Loss
Die meistgenutzte Form von „Hedging“ bei Laien ist die Absicherung eines Verlustgeschäftes durch eine gegenläufige Position des gleichen Produkts in gleicher Höhe. Hier ein Beispiel: Eine Long-Position von 1 Lot im EURUSD, die sich bereits im Verlust befindet, wird durch eine Short-Position von 1 Lot im EURUSD abgesichert.
Durch die 100-prozentige Absicherung sinken die Chancen auf null Prozent. Damit ähnelt die Absicherung auch der Schliessung der Position, jedoch mit dem Nachteil, dass man bei der Absicherung ein weiteres Mal einen Spread bezahlen muss. Zusätzlich ergeben sich Swap-Kosten, wenn man die Positionen über Nacht hält, weil die Swap-Kosten bei Long- und Shortpositionen nicht symmetrisch sind. Das heisst, dass man Kosten für null Prozent Chancen bezahlt – anders ausgedrückt: Es ist hinausgeworfenes Geld.
Mit einer Hedge-Position eines Verlustgeschäftes verzögert der Trader die schwere Aufgabe, Verluste zu schliessen – das ist aber nur eine Verzögerung der Verantwortung des Traders, Verluste klein zu halten und Gewinne laufen zu lassen. Je schneller man die Verantwortung übernimmt, desto schneller und befreiter kann man sich wieder neuen Trades widmen.
Diese Variante der Absicherung macht keinen Sinn, und darum benutzen diese Taktik fast ausschliesslich Laien.
Hedgen als Teilabsicherung
Interessant wird das Hedgen, wenn man nur einen Teil der bereits offenen Position absichern will, um nur ein ganz genau definiertes Risiko einzugehen. Hier ein Beispiel: Wenn man im Jahr 2014 in den Nikkei investiert hätte, hätte man eine Performance von 7.1% erzielt, vorausgesetzt die Basiswährung wäre der Yen gewesen. Ein Trader mit der Basiswährung US Dollar hätte jedoch mit dem gleichen Trade einen Verlust von 3.1% eingefahren, weil sich mit dem Anstieg des Nikkei-Indexes auch der Yen gegenüber dem Dollar verringert hat. Der Trader mit der Basiswährung US Dollar hätte das Risiko „Devisen“ mit einem einfachen Hedge eliminieren können, indem er am Anfang des Jahres Long im Nikkei gegangen wäre und zeitgleich den Yen geshortet hätte.
Diese Art von Absicherung macht sehr viel Sinn, da man durch solche Absicherungen das eingegangene Risiko genau definieren und eingrenzen kann, und unbekannte Variablen neutralisiert.
Hier noch ein weiteres Beispiel für einen Hedge mit Devisen: Australien und Kanada sind beides rohstoffproduzierende Länder, und daher fluktuieren die jeweiligen Währungen auch durch Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten. Australien ist vor allem Rohstofflieferant für asiatische Märkte – Kanada ist vor allem Rohstofflieferant für nordamerikanische Märkte. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass die asiatischen Märkte stärker steigen als die amerikanischen Märkte, und ich gleichzeitig eine Absicherung gegen die Preisschwankungen von Rohstoffen möchte, könnte ich in den australischen Dollar investieren und gleichzeitig den kanadischen Dollar shorten.
Hedgen über verschiedene Finanzprodukte
Die meistgenutzte Form von Absicherungsgeschäften wird über verschiedene Finanzprodukte gemacht. So könnte man zum Beispiel in einer gewissen Währung investiert sein, aber diese durch eine Put-Option absichern. Solche Absicherungen machen auch mit CFD-Produkten Sinn, gehen aber über den Rahmen dieses Beitrags.
Zusammenfassung
Das Hedgen ist eine wichtige Taktik in der Spekulation, vor allem um Teilrisiken abzusichern oder zu neutralisieren. Das Hedgen kann somit ein Teil des Risikomanagements sein. Die absolute Absicherung einer Position macht jedoch keinen Sinn, denn wenn es kein Risiko gibt, gibt es auch keine Chancen – was bleibt sind Kosten.
Um erfolgreich Handeln zu können, muss man die vollkommene Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen, dazu gehört auch, Verluste zu realisieren – so weh es tut! Ein Hedge bei einer Verlustposition ist eine Herauszögerung oder eine Verdrängung der Verantwortung, und sollte darum vermieden werden.
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