Die Theorie der Kaufkraftparität
Eine der bekanntesten Theorien zur langfristigen Prognostizierung von Wechselkursen ist die Theorie der Kaufkraftparität – oftmals auch «Gleichgewicht der Kaufkraft» genannt (Engl. «Purchasing Power Parity» oder abk. «PPP»). Die Kernidee der Theorie besagt, dass der Wert einer Währung (Basiswährung) zu einer anderen Währung (Gegenwährung) von der relativen Kaufkraft der beiden Währungen bestimmt wird. Die Kaufkraft selber ist nichts anderes als die Inflation/ Deflation einer Währung. Einfach ausgedrückt: Wenn die Inflation der Hauptwährung grösser ist als die Inflation der Gegenwährung, dann wird die Hauptwährung gegenüber der Gegenwährung an Wert abnehmen. Anhand der Kaufkraftparität lässt sich damit ein «objektiver» Preis eines Währungpaares bestimmen.
Weitere Fundamentale Faktoren, die zur Preisbildung beitragen
Die Inflation ist nicht der einzige Faktor, die den Wechselkurs bestimmen, langfristig jedoch der Einflussreichste. Andere Faktoren, wie zum Beispiel Zinsen, die Produktivität der Arbeitskräfte handelbarer Güter (Ballasa-Samuelson-Effekt), Leistungsbilanzen, aussergewöhnliche geldpolitische Massnahmen und geopolitische Risiken haben ebenfalls Einfluss auf die Preise. Darum können sich Preiskurse über längere Zeit oberhalb oder unterhalb der Kaufkraftparität befinden. Die Geschichte zeigt jedoch, dass die Wechselkurse immer wieder in die Richtung der Kaufkraftparität, also dem «objektiven» Kurs drehen, und mehr oder weniger bis zum 20% von der Kaufkraftparität abweicht. Im Generellen, und auch das ist in den Grafiken unten gut erkennbar, bewegt sich die Kaufkraftparität und die lineare Regression des Preises sehr nahe beieinander (eine Ausnahme bildet der NZDUSD).
Aktuelle Charts von Kaufkraftparitäten
Im Folgenden werden die Preise von EURUSD, USDJPY, GBPUSD, USDCAD, USDCHF, AUDUSD, NZDUSD, EURGBP, EURJPY, USDNOK und USDSEK und der Kaufkraftparitäten dargestellt. Die Daten werden immer wieder aktualisiert. Die aktuellen Daten und Grafiken wurden zum letzten Mal im Juli 2022 (die meisten Daten sind jedoch vom Mai) aktualisiert
Es ist wichtig anzumerken, dass die Inflationsdaten von einigen Ländern nur einmal pro Quartal veröffentlicht werden. Bei jenen Ländern wird eine Schätzung vorgenommen, und erst nach der Quartalsveröffentlichung werden die exakten Daten in die Berechnung aufgenommen.
Externe Links für weitere Informationen zur Kaufkraftparität finden sich am Ende des Artikels (nach den Charts).
Überblick aller Währungspaare
Währungspaar | Preis | Kaufkraftparität | Abweichung |
---|---|---|---|
EURUSD | 1.0541 | 1.2595 | -16.3% |
USDJPY | 121.65 | 67.51 | 80.2% |
GBPUSD | 1.2599 | 1.5892 | -20.7% |
USDCAD | 1.2647 | 1.2885 | -1.8% |
USDCHF | 0.9591 | 0.8250 | 16.3% |
AUDUSD | 0.7482 | 0.7576 | -1.2% |
NZDUSD | 0.6451 | 0.5998 | 7.6% |
EURGBP | 0.8512 | 0.7925 | 7.4% |
EURJPY | 138.06 | 85.02 | 62.4% |
USDNOK | 9.3561 | 7.7756 | 20.3% |
USDSEK | 9.7477 | 7.9800 | 22.2% |
EURUSD

Spezielle Anmerkung zum EURUSD: Da der Euro erst seit 1999 existiert wurde der Kurs und die Inflationsdaten der Eurozone synthetisch von 1999 bis 1982 über einen marktüblichen gewichteten BIP-Durchschnitt zurückgerechnet. Diese Berechnung wurde von der UBS durchgeführt und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
USDJPY

GBPUSD

USDCAD

USDCHF

AUDUSD

NZDUSD

EURGBP

EURJPY

USDNOK

USDSEK

Externe Links für weitere Informationen zur Kaufkraftparität
Definition der Kaufkraftparität
Der Geschichtliche Hintergrund der Kaufkraftparität
Relative und absoluter Kaufkraftparitäts-Theorie mit Formeln und Berechnungen
Daten zur Kaufkraftparität: Eurostat und OECD
Eine spezielle Form der Kaufkraftparität: Der Big Mac Index