Der Forexhandel wird über den Interbankenhandel abgewickelt, welcher eine dezentralisierte Handelsstruktur aufweist. Darum kann das genaue Handelsvolumen im Devisenhandel nicht ermittelt werden. Viele technische Analysten benötigen dies jedoch für Ihre Analysen. Um Informationen über das Handelsvolumen zu erhalten, wenden sich darum viele Analysten an den Future-Markt.
Warentermingeschäfte (Futures) werden über eine Börse gehandelt. Die grösste Börse für Warentermingeschäfte ist die CME in Chicago (Chicago Mercantile Exchange). Die CFTC, eine amerikanisch-staatliche Kommission, veröffentlicht in einen wöchentlichen Report, den sogenannten COT Report (Commitment of Trader Report), welcher nicht nur das Volumen, sondern auch die jeweiligen Positionen verschiedener Marktteilnehmer an der CME offenlegt. Dieser Report ist seit 1995 über das Internet für jedermann kostenlos zugänglich.
Der COT Report – Grundlagen
Der COT Report wurde das erste Mal 1962 veröffentlicht, und listete 13 Rohstoffe. Damals wurde der COT Report einmal pro Monat veröffentlicht. Seit 2000 wird der Report wöchentlich veröffentlicht. Damit ein Produkt in den COT Report aufgenommen wird, müssen mindestens 20 meldepflichtige Händler aktiv das Produkt handeln. Im COT Report werden nicht nur Rohstoffe veröffentlicht, sondern auch Termingeschäfte auf Aktienindizes, Zinssätze und Devisen. Die Rohstoffe werden heute in folgende Gruppen aufgeteilt: Energie, Getreide, Fleischmärkte, Metalle und sogenannte weiche Rohstoffe.
Der Report zeigt die Bestandsaufnahme vom Dienstagabend nach Handelsschluss und wird normalerweise am Freitagabend um 21:30h veröffentlicht, d.h. dass der Report immer ein wenig verzögert veröffentlicht wird. Der COT Report ist daher für langfristigere Analysen sinnvoll. Für Daytrader ist der Report nur bedingt geeignet.
Seit dem 1. September 2009 werden zwei verschiedene Reporte veröffentlicht: Der klassische Report und der neuere „aufgeteilte“ Report („Disaggregated Report“).
Die Marktteilnehmer im COT Report
Im klassischen COT Report werden die Marktteilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt:
- Kommerzielle (Commercials)
- Spekulanten (Non-Commercials)
- Private Trader (Non Reportable)
Im neueren aufgeteilten Report werden die Marktteilnehmer in fünf Gruppen aufgeteilt:
- Producer/Merchant/Processor/User
- Swap Dealer
- Money Manager
- Andere Meldepflichtige (other Reportables)
- Nicht Meldepflichtige (Non Reportable)
Jede Kategorie von Marktteilnehmern im COT Report liefert uns eine spezielle Perspektive des Marktes. Wer die einzelnen Kategorien und Perspektiven versteht, erhält mit dem COT Report ein unglaublich wertvolles Werkzeug für den Handel. Der private Trader kann im Prinzip mit dem COT Report von dem Insiderwissen der Institutionellen und Profis profitieren.
Hier ein kleines Beispiel:
Der Preis des EURUSD (Grauer Teil der Grafik) bewegte sich im Mai 2011 noch seitwärts, während die Kommerziellen und die Spekulanten suggestive auf einen fallenden EURUSD setzten, was danach auch geschah. Während im Juni 2012 der EURUSD immer noch fiel (der Höhepunkt der Eurokrise), begannen die Spekulanten und die Kommerziellen ihre Shortpositionen abzubauen. Nach einem Monat erreichte der EURUSD das momentane Tief und begann wieder zu steigen. Der COT Report zeigt Richtungsänderungen im Vorfeld an, und gilt daher als relativ zuverlässiger Frühindikator.
Christian meint
Im Beispiel zum COT-Report schreiben Sie, dass Kommerzielle und Spekulanten die selben Positionen einnehmen. Ist es nicht so, dass die Spekulanten die Verkäufe der Kommerziellen kaufen, also die Gegenposition einnehmen, wie es in der Grafik zu sehen ist? Oder interpretiere ich die Grafik total falsch?
LG
Christian
Pipsologe meint
Kommerzielle hedgen ihre Positionen im Future-Markt, daher ist es tatsächlich so, dass diese im COT Report Gegenpositionen einnehmen.
Was heisst hedgen? Am leichtesten ist dies mit einem Rohstoffbeispiel zu erklären: Nehmen wir zum Beispiel eine Fluggesellschaft, deren Quartalsgewinne stark vom Ölpreis abhängen. Wenn die Fluggesellschaft nun glaubt, dass der Ölpreis fällt, wird sich die Fluggesellschaft nur in geringen Masse gegen steigende Ölpreise absichern. Wenn die Fluggesellschaft jedoch davon überzeugt ist, dass Ölpreise steigen werden, wird sich die Fluggesellschaft im Futuremarkt stärker gegen steigende Preise absichern.