Mario Draghis Satz am 26. Juli 2012 in London: «Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten… und glauben Sie mir, das wird ausreichen» hatte eine magische Wirkung auf die Märkte. Bis zu Draghis Aussage glaubten viele Marktteilnehmer, dass die Tage des Euros gezählt sind – die Finanzkrise hatte damals die Eurozone mit voller Wucht erreicht, und die Staatspleite Griechenlands galt bereits als gegebene Realität. Der Satz Draghis hat den Glauben an die Gemeinschaftswährung wieder gestärkt und Mario Draghi wurde durch seine Aussage zum Helden erkoren. Es ist darum kein Wunder, dass der EZB-Präsident diesen Satz in verschiedenen Varianten seit damals mehrmals wiederholt hat, jedes Mal mit relativ guten Resultaten. Auch am letzten Donnerstag, nach dem EZB-Entscheid, hob er den Willen zur Entschlossenheit der europäischen Zentralbank hervor, alles zu tun, um die Preisstabilität, und damit das Mandat der EZB, langfristig zu erreichen. Interessanterweise hatte der Satz jedoch, jedenfalls meines Erachtens, viel an Glaubwürdigkeit verloren, vor allem als er während der Fragen durch die anwesenden Journalisten zugab, dass sich die Konditionen für die Preisstabilität zunehmend verschlechtern, aber das dies kein Grund für die EZB sei, aufzugeben. Die magischen drei Worte «Es wird ausreichen» fehlten. Es lag sogar ein Ton des Zögerns und des Trotzes in der Stimme des EZB-Präsidenten. Fakt ist, dass weder die japanische Notenbank, die bereits über ein Jahrzehnt gegen die Deflation ankämpft, noch die amerikanische Notenbank in den letzten Jahren, noch die EZB ein Rezept gefunden haben, um die Preisstabilität ihres Mandates mittelfristig zu erreichen. Die unkonventionellen monetären Massnahmen der Notenbanken seit der Finanzkrise sind einmalig und ein riesiges Experiment, dessen langfristigen Auswirkungen niemand vorhersehen kann.
Übrigens, die Presseerklärung und die Aussagen von Mario Draghi lassen vermuten, dass die EZB im März die lockere Geldpolitik weiter ausweiten wird.
Wochenausblick 25. – 29. Januar 2016
Folgende Ereignisse der kommenden Woche sollten besonders beobachtet werden:
- Die FOMC Sitzung und der Leitzinsentscheid am Mittwoch: Zwar ist keine Pressekonferenz nach der Sitzung geplant, trotzdem könnten in der Presseerklärung wichtige Hinweise auf zukünftige Handlungen auftreten
- Der Leitzinsentscheid der japanischen Notenbank. Es verstärkt sich die Meinung der Marktteilnehmer, dass die BoJ im März eventuell die lockere Geldpolitik weiter ausweiten könnte.
- Die Rede des Gouverneurs der englischen Notenbank vor dem englischen Parlament zum Finanzstabilitätsreport. Ziehmlich sicher wird er sich Fragen zu China und der Weltwirtschaft beantworten müssen.
- Der neuseeländische Leitzinsentscheid am Mittwoch
Die Liste der Wirtschaftsnachrichten für die kommende Woche ist nicht vollständig, und hat nicht das Ziel vollständig zu sein. Die Liste soll auf wesentliche Nachrichten in Bezug auf Devisen aufmerksam machen, wobei besonderer Wert auf inflationsbezogene Nachrichten gelegt werden. Die Inflation hat langfristig den grössten Einfluss auf den Wert von Devisen. Vollständigere Kalender für Wirtschaftsnachrichten findet man entweder bei Forexfactory.com (Englisch) und Finanznachrichten.de (Deutsch). Es ist wichtig anzumerken, dass die Zukunft ungewiss ist, und dass die wirklich grossen Ereignisse als Überraschungen kommen, wie zum Beispiel politische Ereignisse oder Naturkatastrophen.
Weltweit
Mittwoch 16:30 – Erdöl-Lagerbestände
USA Wirtschaftsnachrichten – Leitzinsentscheid
Dienstag 16:00 – CB Verbrauchervertrauen
Mittwoch 15:00 – Neue Hausverkäufe
Mittwoch 20:00 – Leitzinsentscheid und FOMC-Presseerklärung
Donnerstag 14:30 – (Kern)-Gebrauchsgüteraufträge
Donnerstag 16:00 – Ausstehende Hausverkäufe
Freitag 14:30 – Erste Schätzung des Bruttoinlandprodukt (Quartal), erste Schätzung BIP Preisindex, Arbeitskostenindex und Warenhandelsbilanz
Freitag 15:45 – Chicago Einkaufsmanagerindex
Freitag 16:00 – Michigan Konjunkturerwartungen
Europa Wirtschaftsnachrichten
Montag 10:00 – ifo-Geschäftsklimaindex und Geschäftserwartungsindex
Montag 19:00 – Rede von EZB-Präsident Mario Draghi zum Neujahrsempfang an der deutschen Börse
Donnerstag 9:00 – Arbeitslosenquote Spaniens
Donnerstag 14:00 – Schätzung deutscher Konsumentenpreisindex (Inflation)
Freitag 8:00 – Einkaufsmanagerindex Deutschland
Freitag 9:00 – Konsumentenpreisindex und Bruttoinlandprodukt Spanien
Freitag 10:00 – M3 Geldmenge
Freitag 11:00 – Schätzung (Kern)-Konsumentenpreisindex Eurozone
China Wirtschaftsnachrichten
Keine geplanten, wichtigen Wirtschaftsnachrichten
Japan Wirtschaftsnachrichten – Leitzinsentscheid
Donnerstag 0:50 – Einzelhandelsverkäufe
Freitag 0:30 – Haushaltausgaben
Freitag 6:00 – Leitzinsentscheid, Presseerklärung, Prognosebericht und mögliche Pressekonferenz
England Wirtschaftsnachrichten
Dienstag 11:45 – Der Gouverneur der englischen Notenbank spricht vor dem Parlament über den Finanzstabilitätsreport
Donnerstag 10:30 – Geschätztes Bruttoinlandprodukt
Kanada Wirtschaftsnachrichten
Freitag 14:30 – Bruttoinlandprodukt und Rohstoffpreisindex
Australien Wirtschaftsnachrichten
Montag – Bankenfeiertag
Montag 1:30 – NAB Geschäftsvertrauen
Mittwoch 1:30 – Konsumentenpreisindex (Inflation)
Donnerstag 1:30 – Importpreise
Freitag 1:30 – Produktionspreisindex (Inflation)
Neuseeland Wirtschaftsnachrichten – Leitzinsentscheid
Mittwoch 21:00 – Leitzinsentscheid und Presseerklärung
Mittwoch 22:45 – Handelsbilanz
Schweiz Wirtschaftsnachrichten
Freitag 9:00 – KOF Wirtschaftsbarometer
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