Die Schweizer Notenbank gibt die Mindestkurspolitik auf
Am Donnerstag dem 15. Januar 2015 gab der Präsident der Schweizerischen Notenbank SNB das Ende der Mindestkurspolitik bekannt, unter anderem heisst es in dem veröffentlichten Communiquée:
„Der Mindestkurs wurde in einer Zeit der massiven Überbewertung des Frankens und grösster Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt… Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume haben sich in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter akzentuieren. Der Euro hat sich gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt hat. Vor diesem Hintergrund ist die Nationalbank zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro-Franken Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sind.“
Um den Schweizer Franken nicht zu stark aufwerten zu lassen, senkt die SNB gleichzeitig den Leitzins deutlich um 0.5% auf -0.75%. Ausländische Anleger müssen nun für Ihre Einlagen in der Schweiz noch mehr bezahlen.
Auswirkungen
Die Überraschung war komplett, obwohl nach der Goldinitiative am 30. November 2014 und der Einführung von Negativzinsen am 18. Dezember 2014 immer mehr Stimmen in der Schweiz für das Ende des Mindestkurses plädiert haben (z.B. nevermindthemarkets, Oswald Grübel und handelszeitung). Der Schweizer Franken steigerte seinen Wert innert Sekunden um mehr als 20% gegenüber dem Euro, zeitweise stieg der Schweizer Franken sogar um 40% – gleichzeitig fiel der schweizerische Aktienmarkt SMI um 17%. Der Anstieg des Schweizer Frankens war so massiv, dass sich ein Gap von über 1000 Pips ergab. in Preisspanne des Gaps konnten keine Stopp Loss Order und Margin Calls ausgeführt werden, was zum Teil zu massiven Verlusten bei privaten Spekulanten, Banken und Forex Broker führte. Neben den privaten Spekulanten traf es auch bekannte Namen wie Citigroup (150 Millionen USD Verlust), FXCM (225 Millionen USD Verlust), InteractiveBrokers (120 Millionen Verlust) und Saxobank (50-100 Millionen USD Verlust. Alpari hat die Insolvenz eingereicht, könnte aber eventuell noch einen potenziellen Käufer finden. Im Moment gibt es Gerüchte, dass FXCM (die selber hohe Verluste erlitten haben) am Aufkauf von Alpari UK interessiert ist. Was sicher ist, dass wir zu diesem Thema momentan erst den Spitz des Eisbergs gesehen haben, und weitere Überraschungen von den betroffenen Forex-Brokern zu erwarten sind. Der aktuelle COT Report zeigt deutlich, dass kleine und grosse Spekulanten auf dem falschen Fuss erwischt worden sind.
Kritiken zum Entscheid und mein Kommentar
Marktteilnehmer und Medien sind unter Schock und kritisierten die Entscheidung mit folgenden Hauptgründen:
- Der Zeitpunkt der Entscheidung war unangebracht und der Entscheid war eine Panik-Aktion.
- Die Glaubwürdigkeit der Schweizerischen Zentralbank ist durch den Entscheid beeinträchtig.
- Die Gründe des Entscheids sind undurchsichtig
Meines Erachtens war der Entscheid richtig, und die obengenannten Punkte sind leicht durch Argumente zu entschärfen:
Der Zeitpunkt musste überraschend kommen. Hätte die SNB Marktteilnehmer vorgewarnt, wäre es zu einem massiven Druck gegen die Notenbank gekommen, der für die Notenbank extrem teuer gewesen wäre. Auch das Argument, den Entscheid am Wochenende zu verkündigen, hätte nichts gebracht. Wäre der Entscheid am Wochenende gefallen hätten einige Marktteilnehmer und Insider einen Vorteil erschaffen können. Genau wie der Entscheid zur Mindestkurs-Politik überraschend gekommen war, musste auch der Entscheid zur Aufhebung des Mindestkurses überraschend kommen, um den optimalen Effekt zu erreichen.
Zur Kritik, dass der Entscheid die Glaubwürdigkeit der schweizerischen Notenbank beeinträchtigte: Das Gegenteil ist natürlich der Fall! In einer Welt, in der es hauptsächlich darum geht, die Aktienmärkte kurzfristig zu stützen, und in der Staaten und Zentralbanken Finanzinstitute retten, die sich verspekuliert haben (auf Kosten der Bürger), kommt eine Zentralbank, die keine Angst vor kurzfristigen Verlusten hat, um das langfristig richtige zu tun – nämlich die Eigenständigkeit der Schweizer Währung zu retten – Wenn das mal nicht Glaubwürdigkeit schafft!?
Zu den Gründen des Entscheids: In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass sich eine Divergenz der einzelnen Wege von Notenbanken ergeben hat. Während sich die EZB und die BoJ in Richtung einer noch lockereren Geldpolitik begeben, hat die amerikanische Notenbank den Weg in die Normalisierung eingenommen. Die monetären Divergenzen führen zu einer komplexeren internationaler Situation. Durch die Abkoppelung vom Euro ergibt sich für die schweizerische Notenbank viel mehr Spielraum, um flexibel an den Märkten zu intervenieren. Der SNB-Chef Thomas Jordan betonte in der Pressekonferenz am Donnerstag mehrmals, dass die SNB weiter intervenieren wird, wenn dies nötig wäre. Es ist wahrscheinlich, dass sich die SNB jetzt aber nicht mehr am Euro orientiert, sondern an einem weitgefächerten Währungsindex, wie zum Beispiel am Fed weighted US Dollar Index, der 33 Währungen beinhaltet.
Europa
Von Europa werden in der kommenden Woche zwei Schlüsselereignisse erwartet:
- Am Donnerstag könnte die EZB nach dem Leitzinsentscheid ein mögliches Anleihekaufprogramm ankündigen. Gemäss Informationen die dem Spiegel vorliegen, möchte die EZB die Anleihekäufe den nationalen Notenbanken überlassen, wobei eine Obergrenze von 20%-25% der Staatschulden von den staatlichen Notenbanken aufgekauft werden dürften. Eine Ausnahme bildet Griechenland, weil die griechischen Anleihen die Sicherheitskriterien der EZB nicht erfüllen.
- Am nächsten Sonntag finden in Griechenland Wahlen statt, bei denen eventuell der linke Kandidat Alexis Tsipras gewählt werden wird, der sich vom Sparkurs Griechenlands, der ihr von der EU auferlegt worden ist, trennen möchte. Die Kündigung der Absprachen mit der EU könnte in einem weiteren Schritt zum Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone führen.
Wirtschaftsnachrichten – Ausblick
Im Folgenden die wichtigsten geplanten Wirtschaftsnachrichten für die kommende Woche. Es ist hier jedoch anzumerken, dass die Zukunft ungewiss ist, und dass die wirklich grossen Events als Überraschungen kommen, wie die Aufhebung des Mindestkurses der SNB in der vergangenen Woche gezeigt hat. Andere Events können politischer Natur sein oder wetterbedingte Ereignisse.
Allgemeine Wirtschaftsnachrichten
Dienstag 2:30 – IWF Aussichten für die Weltwirtschaft
Mittwoch bis Samstag: Das Word Economic Forum in Davos bei der sich wichtige Entscheidungsträger aus der Wirtschaft und Politik über aktuelle Themen unterhalten.
USA Wirtschaftsnachrichten – Rede von Barak Obama
Montag – Bankenfeiertag wegen Martin Luther King Day
Mittwoch 2:00 – US-Präsident Barack Obama hält eine Rede an die Nation
Mittwoch 14:30 – Neue Baugenehmigungen
Freitag 15:45 – Einkaufsmanagerindex für das industrielle Gewerbe
Freitag 16:00 – Verkäufe von bestehenden Eigenheimen
Europa Wirtschafsnachrichten – EZB Leitzinsentscheid und Pressekonferenz und Parlamentswahlen in Griechenland
Montag 12:00 – Der monatliche Report der deutschen Bundesbank
Dienstag 11:00 – Deutsche ZEW Konjunkturerwartungen
Donnerstag 13:45 – Leitzinsentscheid der EZB
Donnerstag 14:30 – Pressekonferenz der EZB mit Mario Draghi
Freitag 9:00 – Einkaufsmanagerindex für das industrielle Gewerbe Frankreich
Freitag 9:30 – Einkaufsmanagerindex für das industrielle Gewerbe Deutschland
Freitag 10:00 – Einkaufsmanagerindex für das industrielle Gewerbe Eurozone
Sonntag – Parlamentswahlen in Griechenland
China Wirtschafsnachrichten
Dienstag 3:00 – Bruttoinlandprodukt, Industrieproduktion und Pressekonferenz des Statistikbüros
Freitag – Einkaufsmanagerindex für das industrielle Gewerbe
Japan Wirtschafsnachrichten – Leitzinsentscheidung und mögliche Pressekonferenz
Mittwoch ohne Zeitangabe – Leitzinsentscheid und eventuell eine Pressekonferenz
England Wirtschafsnachrichten – Protokoll der BoE
Mittwoch 10:30 – Arbeitsmarktreport mit Arlbeitslosenquote und Durchschnittsverdienst und Protokoll der BoE der letzten Sitzung
Kanada Wirtschafsnachrichten – Leitzinsentscheid und Pressekonferenz
Dienstag 14:30 – Produktionsverkauf
Mittwoch 14:30 – Grosshandelsverkäufe
16:00 – Leitzinsentscheid und entsprechende Presseerklärung
17:15 – Pressekonferenz der kanadischen Notenbank
Freitag 14:30 – Kern-Konsumentenpreisindex (Inflation) und Kern-Einzelhandelsverkäufe
Schweiz
Montag 9:15 – Produktionspreisindex (Inflation). Nach der Aufhebung des Mindestkurses ist diese Zahl jedoch eher untergeordnet zu werten, da sie jetzt bereits total veraltet ist.
Australien Wirtschafsnachrichten – Halbjahresprognosen
Donnerstag 1:00 – MI Inflationserwartungen
Neuseeland
22:00 – NZIER Konjunkturoptimismus
Dienstag 22:45 – Konsumentenpreisindex (Inflation)
Für detaillierte Informationen über alle Wirtschaftsnachrichten empfehle ich Forexfactory.com und Finanznachrichten.de für Quartalsberichte einzelner Firmen und spezielle Ereignisse.
Technische Analyse
Zum Schluss noch einige technische Analysen:
EURUSD
Der Abwärtstrend im EURUSD ist weiterhin intakt, und hat sich in der Vorwoche sogar noch verstärkt. Dementsprechend bevorzuge ich weiterhin Short-Trades. Nach der massiven Abwärtsbewegung in der Vorwoche würde ich jedoch eine Korrektur abwarten, um dann nochmals bei höheren Kursen einzugsteigen.
USDCAD
Der USDCAD befindet sich in einem schönen Aufwärtstrend. Jedoch ist der Preis bereits sehr stark in der Bewegung angestiegen. Daher erwarte ich auch bei diesem Währungspaar eine Korrektur (die ich jedoch nicht versuche zu handeln), um zu einem späteren Zeitpunkt und einem besseren Preis nochmals Long einzusteigen.
Weitere und tiefgehendere Marktstudien von Cross Paaren und anderen Hauptwährungspaaren erfolgen am Dienstagmorgen.
Ich wünsche eine erfolgreiche Handelswoche!
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