Wirtschaftsnachrichten – Rückblick
USA
Der Arbeitsmarktreport am letzten Freitag ist besser ausgefallen als erwartet: Die Arbeitslosenquote fiel von 6.1% auf 5.9% und der Beschäftigungsreport (Non Farm Payroll) verzeichnet ein Wachstum von 248‘000 neuen Stellen. Damit fiel die US Arbeitslosenquote in einem Jahr um 1.3% und die Beschäftigung im nicht landwirtschaftlichen Sektor stieg über 200‘000 Stellen pro Monat.
Neben den starken Zahlen gibt es weiterhin Fakten um den Arbeitsmarktreport, die Sorgen bereiten. Die Beschäftigung/Bevölkerungsrate zum Beispiel stagniert seit 4 Monaten bei 59% und verweilt immer noch weit niedriger als vor der Finanzkrise. Die Arbeitsmarktbeiteiligungsrate befindet sich zudem in einem langfristigen Abwärtstrend, der in der Finanzkrise ausgelöst wurde, und ein chronisches Problem darstellen dürfte.
Trotz den Sorgen muss man jedoch anerkennen, dass sich der Arbeitsmarkt im Generellen besser entwickelt als allgemein erwartet, sogar von den Fed-Mitgliedern selber. Noch im Dezember 2013 rechneten die Fed-Mitglieder mit einer Arbeitslosenquote von 5.8%-6.1% bis Ende 2015 – nun ist dieses Ziel bereits über ein Jahr früher eingetreten als erwartet.
Es wäre hier jedoch zu früh zu erwarten, dass die Fed nun den Leitzins schneller als erwartet erhöht. Die Inflation liegt nämlich weiterhin weit unter den anvisierten 2%. Das hat einerseits mit den niedrigen Rohstoffpreisen zu tun, und andererseits mit den schwachen Volkswirtschaften in Europa, Japan und China.
Europa
Die europäische Zentralbank EZB beließ den Leitzins auf ihrem niedrigsten Stand bei 0.05%. Eine Anleihekaufprogramm (ein sogenanntes QE Programm) wurde nicht bekannt gegeben, obwohl dies viele Marktteilnehmer erwartet haben. Das Anleiheprogramm bleibt aber nach einer Äußerung des euroäischen Zentralbankenchefs Mario Draghi weiterhin eine Option, vor allem wenn das anlaufende Programm von ABS- und „Covered Bond“-Käufen nicht zur erwünschten Erhöhung der Inflation führen würde.
In der Pressekonferenz gab die EZB Details für das ABS- und „Covered Bond“- Anleiheprogramm bekannt. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass europäische Notenbanken im Rahmen des ABS-Kaufprogramms auch Pfandbriefe mit einem Rating unterhalb von BBB- aufkaufen sollen – also Papiere die bereits den Ramschstatus innehaben oder in der Nähe davon sind. Die deutsche Bundesbank wird in diesem Programm die meisten Papiere kaufen müssen, und ist daher über diesen Schritt keineswegs begeistert. Einen kurzgefassten und klaren Artikel zum ABS-Kaufprogramm der EZB wurde letzte Woche im Wall Street Journal (Deutsch) veröffentlicht
Wirtschaftsnachrichten – Ausblick
Im Folgenden liste ich die wichtigsten geplanten Wirtschaftsnachrichten.
G20 und Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank
Am Donnerstag und Freitag findet ein G20 Treffen mit Notenbankenchefs und Finanzministern in Washington statt. Das Treffen ist die Fortsetzung der Konferenz in Craine (Australien), in dem grosse globale Reformen der Finanzüberwachungssysteme in Angriff genommen wurden.
Am Freitag beginnt zudem die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank – genau wie das G20 Treffen in Washington.
USA Wirtschaftsnachrichten – FOMC Protokoll
Am Mittwochabend um 20:00 wird das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung veröffentlicht. Das Protokoll beinhaltet oftmals zusätzliche Informationen über die zukünftige Geldpolitik der amerikanischen Notenbank.
EU Wirtschaftsnachrichten – Rede von Mario Draghi in Washington
Am Montagmorgen um 8:00 wird die deutsche Industrieproduktion veröffentlicht. Am Donnerstag dem 9. Oktober um 17:00 spricht Mario Draghi zum Thema „Die EZB und die Eurozone“ in Washington am Rande der G20-Konferenz.
China Wirtschaftsnachrichten
Am Montag und Dienstag ist Bankenfeiertag in China. Speziell sollte auch die Proteste in Hongkong gegenüber der chinesischen Regierung im Auge behalten werden, vor allem in Anbetracht darauf, dass die Hongkonger Regierung den Demonstranten ein Ultimatum gestellt hat, bis am Montag die Demonstrationen zu beenden.
Japan – Notenbankensitzung
Der Leitzins, eine Presseerklärung und eine mögliche Pressekonferenz finden in der Nacht auf Dienstag statt (ohne Zeitvorgabe). Das Protokoll der Sitzung wird in der Nacht auf Freitag um 1:30 veröffentlicht.
England Wirtschafsnachrichten – Leitzinsentscheidung
Am Dienstag um 10:30 wird die Industrieproduktion Grossbritanniens veröffentlicht. Am Donnerstag um 13:00 wird die Leitzinsentscheidung der englischen Notenbanke veröffentlicht, sowie eine Presseerklärung. Die englische Notenbank könnte als Erste die Leitzinsen in naher Zukunft erhöhen, und daher warten Marktteilnehmer gespannt auf neue Indikationen über den Zeitpunkt einer Erhöhung.
Kanada Wirtschaftsnachrichten
Der Ivey Einkaufsmanagerindex Kanadas wird am Montag um 16:00 veröffentlicht. Am Dienstag um 14:30 werden die Baubewilligungen bekannt gegeben, und am Freitag um 14:30 wird der kanadische Arbeitsmarktreport veröffentlicht.
Schweiz – Fremdwährungsreserven
Am Dienstag um 9:00 werden die Fremdwährungsreserven der schweizerischen Notenbank offengelegt. Um 9:15 werden der Konsumentenpreisindex (Inflation) und die Einzelhandelsverkäufe (aufs Jahr gerechnet) veröffentlicht.
Australien Wirtschaftsnachrichten – Leitzinsentscheidung
Die australische Notenbank veröffentlicht die Leitzinsentscheidung und eine Presseerklärung am Dienstagmorgen um 5:30. Der Arbeitsmarktreport wird in der Nacht auf Donnerstag um 2:30 bekannt gegeben.
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Technische Analyse
Viele Währungspaare und Rohstoffe befinden sich in der Nähe wichtiger Unterstützungen/ Widerstände auf Tages- und Wochenebenen. Zudem befinden sich einigen Produkten im COT Report in Extrembereichen, was auf eine Trendwende hindeuten könnte, aber nicht muss. Folgend zwei Beispiele:
EURUSD
Der EURUSD befindet sich in einem deutlichen Abwärtstrend mit aufeinanderfolgenden tieferen Hochs und tieferen Tiefs. Daher sind meines Erachtens weiter Shorttrades im EURUSD absolut zu bevorzugen. Die Unterstützung bei 1.2750 und bei 1.2659 vom 11.11.2012 sind durchbrochen worden, als ob sie es nie gegeben hätte. Damit ist nun der Weg praktisch bis 1.20411 frei – erst dann ergibt sich eine neue Unterstützung vom Tief am 24. Juli 2012. Das heisst aber nicht, dass der Weg auf die 1.2041 ohne Korrektur vonstatten geht. Der COT Report zeigt, dass einige Futures bereits veräussert wurden, und zwar von den Kommerziellen und Nicht-Kommerziellen, und nicht von den kleinen Spekulanten. Die Veräusserungen sind nicht drastisch, aber doch seit zwei Wochen erkennbar. Die Muster sind ein wenig vergleichbar mit der Extremsituation im COT Report während der Griechenlandkrise im Jahre 2012. Damals wie heute hat der COT Report Index (unterer Indikator) am oberen Ende gehangen, sowohl bei den Kommerziellen, als auch bei den Open Interests. Die Umkehr im Report kam damals etwa einen Monat vor dem Tief im Preis und war heftiger.
NZSDUSD
Der neuseeländische Dollar befindet sich im starken Abwärtstrend sowohl im Tageschart als auch im Wochenchart, kommt aber nun in die Nähe wichtiger Unterstützungen vom Wochenchart im Bereich von 0.7680. Zudem ist auch beim NZDUSD im COT Report ein Extrembereich zu erkennen. Die Open Interest und die Positionen von Kommerziellen befinden sich auf einem Dreijahreshoch, was oft zu einer Umkehr führt. Eine Trendwende im Report oder im Preis selber ist jedoch noch nicht ersichtlich, und daher wäre es meines Erachtens noch viel zu früh auf eine Umkehr zu spekulieren.
Zudem möchte ich hier die Gelegenheit nutzen und einen wirklich langfristigen Indikator vorzustellen – die Kaufkraftparität. Die Theorie besagt, dass langfristig der Wert einer Währung im Verhältnis zu einer anderen Währung eine Funktion ihrer relativen Kaufkraft ist, als von der Inflationsdifferenz der beiden Währungen abhängt. Gemäss dieser Theorie befindet sich der Preis des Kiwis (NZDUSD) im Moment immer noch weit von seinem reellen Wert entfernt (ungefähr bei 0.60).
Marktstudien von Cross Paaren folgen am Dienstagmorgen. Ich wünsche eine erfolgreiche Handelswoche!
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