Fundamentale Analyse
Europa
Marion Draghi, Vorsitzender der EZB, versteht, dass die hohen Zinssätze einiger europäischen Staatsanleihen langfristig jene Staaten in den Bankrott führen. Spaniens 10-jährige Anleihen wurden vor der letzten EZB Rede bei 6.8% gehandelt, Italiens 10-jährige Anleihen waren bei 5.8%. Noch schlimmer sieht die Situation aus, wenn man in Betracht zieht, dass der Arbeitsmarkt in den jeweiligen Ländern katastrophal ist.
Die europäische Zentralbank hat darum bei Ihrer Sitzung in der vergangenen Woche entschieden, wieder auf dem Anleihemarkt tätig zu werden. Der Umfang dieser Anleihekäufe ist, im Unterschied zu früheren Anleihekäufen, unbefristet. Der Entscheid liess die Zinsen der problematischen Anleihen stark fallen, während die Zinsen von sicheren Staaten wie Deutschland und der USA stiegen.
Es ist allgemein bekannt, dass Deutschland diese Anleihepolitik nicht unterstützt. Darum ist die EZB dann aber auch nicht aufs Äusserste gegangen, und hat die Anleihekäufe an einige Vorraussetzungen gebunden:
- Anleihekäufe werden nur von Ländern getätigt, die offiziell um Hilfe beten.
- Nur Länder, die finanzpolitische Ziele einhalten wird geholfen
- Die Anleihekäufe werden nur auf kurzfristige Anleihen von 1-3-jährigen Anleihen vorgenommen. D.h. dass langfristige Anleihen könnten weiter unter hohen Zinsen leiden.
- Umsatz und Zeitspanne dieser Politik wurden nicht festgesetzt.
Der Entscheid der EZB könnte zu einer echten Veränderung führen. Es ist jedoch klar, dass die Eurokrise nicht nur durch die EZB gelöst werden kann, sondern es müssen auch mutige politische Entscheidungen getroffen werden. Die EU hat im letzten Jahr viel gesprochen, viel entschieden, aber noch wenig getan. Europa ist noch weit davon entfernt Entwarnung zu signalisieren.
USA
Bernanke erwähnte in seiner Rede in Jackson Hole vor einer Woche, dass die grösste Besorgnis der FOMC der Arbeitsmarkt ist. Diese Besorgnis bekräftigten auch die US Arbeitslosenzahlen vom Freitag. Zwar viel die Arbeitslosenzahl um 0.2% auf 8.1%, aber die nicht-landwirtschaftlichen Gehaltsabrechnung waren entäuschent. Nur 96’000 neue Stellen wurden geschaffen. Um die Arbeitslosenquote zu verringern braucht es monatlich mehr als das Doppelte.
Die Arbeitslosenzahlen und die aggressive Politik der EZB machen eine neue Geldlockerungspolitik, die sogenannte QE3, wahrscheinlicher. Dieser Entscheid könnte schon am nächsten Donnerstag um 20:15 veröffentlicht werden, nachdem sie den Leitzins bekannt gibt und Bernanke eine Pressekonferenz hält. Einen weiteren Bericht über eine mögliche QE3 lesen Sie auf „Calculated Risk“ (in Enlisch).
Vorschau auf die nächste Woche
Am Mittwoch verkündet das Bundesverfassungsgericht Deutschlands seine Entscheidung über den Euro-Rettungsschirm ESM und den europäischen Fiskalpakt. Diese Entscheidung wird die Märkte sehr interessieren. Des weiteren wird mit viel Erwartung die FOMC-Sitzung erwartet, und am Freitag tagt ein EU-Finanzminister Meeting in Zypern, und auch die Einzelhandelumsätze der USA werden veröffentlicht.
Wer gerne den Schweizer Franken handelt, sollte die nächsten Tage gespannt sein, denn am Donnerstag morgen legt die SNB den Leitzins fest, und Jordan, Vorsitzender der SNB hält eine Rede.
Alle wichtigen Wirtschaftsnachrichten für die kommende Woche finden Sie wie immer bei Forexfactory und bei Finanznachrichten.de für Quartalsberichte und spezielle Ereignisse.
Technische Analyse
EURUSD
Der Kanal, der den EURUSD Kurs seit September 2011 gehalten hat, wurde die letzte Woche nach der Rede von Herrn Draghi klar durchbrochen (grüne Linie). Trotzdem bin ich immer noch nicht 100% davon überzeugt, dass dieser Aufwärtstrend langfristig anhalten wird. Bei Trends ist es normalerweise so, dass sich diese abschwächen, oder dass sich diese verstärken. Ich habe daher eine neue Widerstandslinie (dunkel-orange Linie) eingezeichnet. Der Kurs befindet sich nun genau an dieser Linie, sowie der wichtigen 61.8 Fibo auf dem Tageschart. Sollte dieses Niveau durchbrochen werden, sehe weitere steigende Kurse in Richtung 1.30 für möglich. Solange der Kurs jedoch diesen Widerstand nicht durchbricht, also auf Tagesschlusskurs unter 1.2824 bleibt, bleibt meine Einstellung mittelfristig auf Short. Der COT Report zeigt immer noch sehr hohe Positionen von Kommerziellen und Nicht-Kommerziellen auf Short im EURUSD.
AUDUSD
Der Kurs bewegte sich bis Donnerstag wie erwartet nach unten, kehrte dann aber prompt nach der Rede von Draghi- auf Wochenbasis stieg der Kurs und bildet nun eine Umkehrkerze.
Im letzten Jahr bewegte sich der Kurs in einer starken Seitwärtsbewegung zwischen der grünen Widerstandslinie und dem Niveau von etwa 0.9700. Eigentlich habe ich erwartet, dass dieses Niveau wieder angepeilt wird, ändere jedoch meine Meinung. Ich erwarte eher wieder steigende Kurse. Meine Meinung ändere ich durch den Umstand, dass der COT Report im AUDUSD eine Umkehr signalisiert.
Silber
Wie erwartet stieg der Silberpreis weiter an. Ich bleibe der Ansicht, dass dieser auch die nächsten Wochen steigen wird. Ein erstes Kursziel bietet der Kurs bei 35.64. Man könnte dann eventuell einen Teil der Position schliessen. Aktuelles S/L ziehe auf 31.79 nach.
Ich möchte hiermit betonen, dass ich kein zertifizierter Analyst bin. Daher sollten meine Analysen nur als Marktstudien verwendet werden, und auf keinem Fall als Aufforderung zum Handel dienen.
[…] Entscheidungen der Fed, der EZB (siehe Wochenausblick der letzten Woche) und die Ratifizierung des ESM Rettungschirms in den letzten zwei Wochen werden sich […]