Fundamentale Analyse
USA
Nachdem die Fed am Mittwochmorgen bemerkt hatte, dass das Sitzungsprotokoll der FOMC ausversehen an etwa 100 Adressen schon am Vortag versendet wurde (vor allem an Kongressabgeordnete und Analysten von Grossbanken), veröffentlichte die Fed das FOMC Sitzungsprotokoll sofort, etwa 5 Stunden vor der geplanten Veröffentlichung.
Aus dem Protokoll geht hervor, dass sich Mitglieder des Ausschusses immer noch nicht einig sind, wie lange die Anlagekäufe anhalten sollen. Einige Mitglieder sind der Meinung, dass man ab Mitte des Jahres die Anleihekäufe reduzieren sollte (wenn sich der Arbeitsmarkt weiter verbessert), und diese dann bis Ende des Jahres auslaufen lassen sollten. Ein Mitglied war sogar für eine sofortige Verringerung. Nach dem letzten enttäuschenden Arbeitsmarktreport am 5. April und den negativen Zahlen am letzten Freitag (Einzelhandelsumsätze, Kern Einzelhandelsumsätze, und dem Erzeugerpreisindex) ist ein frühzeitiger Ausstieg sehr unwahrscheinlich geworden. Es scheint, dass der Sequester vom 1. März Auswirkungen auf den Markt hat. Aus dem FOMC Protokoll geht jedoch hervor, das der Offenmarktausschuss der Meinung ist, dass diese Auswirkungen nur mittelfristig sind.
Europa
Den EU-Finanzminister gefällt die Zypernlösung. Beim Finanzminister-Treffen in Dublin an diesem Wochenende berieten die Finanzminister eine mögliche Haftungsreihenfolge bei zukünftigen Krisen von Finanzinstituten. Gemäss EU-Kommissar Barnier sollten zuerst Aktionäre bluten, danach Sparer mit Einlagen über 100`000€. „In Zukunft müssen Banken so abgewickelt werden, wie andere Unternehmer auch“, meinte Wolfang Schäuble, also Eigentümer (Aktieninhaber) und Gläubiger (Sparer) sollen bei einer Schieflage des Unternehmens (die Bank) in Pflicht genommen werden.
Die EU-Finanzminister in Dublin einigten sich ausserdem auf eine gemeinsame Bankenaufsicht. Sie bestätigten damit einen Grundsatz-Kompromiss, der bereits im EU Parlament gefunden wurde. Eine Aufsicht soll gemäss dem Entscheid bis nächstes Jahr (2014) unter der EZB eingerichtet werden, und soll helfen, das Vertrauen von internationalen Anlegern in europäische Finanzinstitute wieder zu stärken. Die Aufsicht soll den Grundstein für eine europäische Bankenunion werden.
Wochenausblick
Folgende Ereignisse könnten unter anderem die Märkte bewegen:
- Die Quartalsbericht-Saison Q1 ist in vollem Gange. Unerwartete Ergebnisse, vor allem bei Finanzwerten, können die Märkte in beide Richtungen ziehen. Grosse Finanzinstitute, die in der kommenden Woche ihre Ergebnisse vorlegen sind Citigroup (Montag), Goldmann Sachs (Dienstag), Bank of New York Mellon und Bank of America (Mittwoch).
- Die Rede am Montag vom Vorsitzenden der Bank of Japan, Mr. Kuroda, werden den japanischen Yen weiter bewegen.
- Nach den schwachen australischen Arbeitsmarktdaten der letzten Woche wird das Protokoll der australischen Zentralbank am Dienstag sehr interessant sein.
- Ebenfalls am Dienstag werden die ZEW Konjunkturerwartungen Deutschlands erwartet (führt normalerweise zu erhöhter Volatilität) und EZB Präsident Draghi spricht am gleichen Tag.
- Am Dienstagnachmittag wird eine Reihe von Zahlen des US Immobilienmarktes veröffentlicht. Wells Fargo und J.P Morgan Chase haben in diesem Zusammenhang schon einen Rückgang bei den Hypotheken angedeutet.
- Das Protokoll der BoE und die Arbeitslosenquote von England werden am Mittwoch veröffentlicht. Zudem veröffentlicht die Bank of Canada den neuen Leitzins.
- Ab Donnerstag könnte das G20-Finanzministertreffen ins Rampenlicht der Anleger treten
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Technische Analyse
EURUSD
Am letzten Wochenende hat sich der EURUSD markttechnisch noch im Abwärtstrend befunden. Dies hat sich jedoch schon am 9. April geändert. Der Kurs durchbrach die blaue Widerstandslinie und ein Hoch auf Tagesbasis. Damit ist der Abwärtstrend auf Tagesbasis eindeutig gebrochen. Ein Aufwärtstrend besteht jedoch noch nicht, da noch kein höheres Tief generiert wurde (dieses sollte man nun abwarten). Der COT Report zeigt, dass Nicht-Meldepflichtige (kleine Spekulanten) verstärkt auf einen fallenden Euro spekulieren, während die Kommerziellen und Nicht-Kommerziellen ihre Positionen gegen einen fallenden Euro reduzieren. Da kleine Spekulanten oft zu spät in einen Trend einsteigen (in diesem Falle ein fallender Euro) sind im COT-Report ebenso die Weichen für eine Umkehr gelegt. Eventuell könnte man also in einer Korrektur schon mal eine spekulative Long Position im EURUSD wagen (vorsichtig und mit sehr geringem Risiko). Nächte Widerstände befinden sich bei 1.3150 und 1.3250.
Im Wochenchart befinden wir uns im Aufwärtstrend, d.h. dass dieser Trendbruch die Einleitung eines neuen Impulses in den Wochenchart sein könnte, der uns auf ein neues Jahreshoch bringen könnte (tönt im Moment noch utopisch, ich weiss…).
GBPUSD
Der GBPUSD ist im Tagechart markttechnisch gesehen im Aufwärtstrend (im Unterschied zum EURUSD, der nur den Abwärtstrend gebrochen hat). Auf den ersten Blick könnte man also meinen, dass GBPUSD stärker als der EURUSD ist. Auf den zweiten Blick jedoch zeigen sich einige Gefahren, die den GBPUSD grundsätzlich vom EURUSD unterscheiden.
- Im Wochenchart sieht der GBPUSD sehr bärisch aus. Der Kurs hat eine langfristige Dreiecksbildung nach unten gebrochen. Daher könnte sich der Aufwärtstrend im Tageschart leicht als Flagge in einem Abwärtstrend entpuppen.
- Der COT Report zeigt, dass Kommerzielle und Nicht-Kommerzielle weiterhin sehr bärisch auf den GBPUSD positioniert sind, während Nicht-Meldepflichtige ihre Positionen gegen den GBPUSD abbauen (auf Nicht-Meldepflichtige sollte man nicht bauen).
- Auch kurzfristig sieht das Bild nicht optimal aus. Der Kurs erreichte die obere Widerstandslinie des Kanals und könnte nun in Richtung der unteren Kanallinie korrigieren (die untere Kanallinie ist nur eine provisorische Linie, da sie nur zweimal bestätigt wurde).
AUDUSD
Der Aussie befindet sich im Tageschart markttechnisch gesehen in einem Aufwärtstrend, jedoch rate ich im Moment von weiteren Longpositionen ab, da der Kurs an einer starken Widerstandslnie im Tageschart abgeprallt ist. Der Aussie bewegt sich seit fast einem Jahr in einer Seitwärtsbewegung. Diese müsste zuerst gebrochen werden, bevor ich wieder Longeinstiege in das Paar bevorzuge.
Ich möchte hiermit betonen, dass ich kein zertifizierter Analyst bin. Daher sollten meine Analysen nur für Studienzwecke verwendet werden. Die Analysen sind weder eine Aufforderung noch eine Empfehlung zum Handel. Ich persönlich besitze zurzeit offene Positionen im EURUSD.
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