Fundamentale Nachrichten – Aus- und Rückblick
Europa
Der EZB Leitzinsentscheid und die anschliessende Pressekonferenz von Mario Draghi am letzten Donnerstag war das wichtigste Ereignis der vergangenen Woche. Die EZB senkte den Leitzins um 10 Basispunkte von 0.15% auf 0.05%, ebenfalls um 10 Basispunkte wird die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 0.3% gesenkt und den Einlagezins für Bankenguthaben auf -0.2%. Die Differenz der einzelnen Zinskategorien bleibt unverändert.
Zusätzlich beschloss die EZB mit dem Kauf von ABS Anleihen zu beginnen(ABS steht für Asset backed Securities – auf Deutsch: Forderungsbesicherte Wertpapiere). Damit können die Banken nun Kredite ihrer Kunden an die EZB über die genannten Wertpapiere weiterverkaufen, und erhalten so neue Möglichkeiten, um neue Kredite zu vergeben. Die EZB beauftragte Blackrock inc. zur Erstellung eines eines geeigneten ABS Programmes.
Als Gründe für die Entscheidungen wurden die Abwärtsrisiken bei den Inflationserwartungen und eine weitere Abschwächung der Europäischen Wirtschaft genannt.
Mit der aktuellen Entscheidung feuert die EZB nun aus allen Kanonen. Leitzinsen können jetzt nicht mehr weiter gesenkt werden, was Draghi auch in der Pressekonferenz bestätigte. Die einzige Massnahme, die der EZB noch zur Verfügung steht ist die quantitative Lockerung (QE), die übrigens in der Sitzung bereits besprochen wurde, aber rechtlich problematisch sind.
Mario Draghi wirkte in der Pressekonferenz weniger selbstsicher als früher, fast sogar ein wenig verzweifelt. Einige Male betonte er, dass Massnahmen der EZB beschränkt seien, und dass politische Reformen für die Wirtschaft nötig wären, um die Konkurrenzfähigkeit Europas zu erhöhen, und die Ziele der EZB zur Preisstabilität zu erreichen. Unter anderem meinte er deutlich: „Die Zentralbank alleine kann die Preisstabilität nicht gewährleisten. Die Fiskalpolitik muss mitspielen!“
In der kommenden Woche treffen sich die Finanz- und Wirtschaftsminister der Eurozone in Mailand. Mögliche Entscheidungen könnten wichtige Auswirkungen auf die Märkte haben.
USA
Der amerikanische Arbeitsmarktreport enttäuschte auf den ersten Blick, da beim Beschäftigungsreport anstatt der 226‘000 neue Stellen nur 142‘000 Stellen geschaffen wurden. Mittelfristig hat diese Zahl jedoch keine Bedeutung und wird nichts an der Politik der Fed verändern. Positiv ist hervorzuheben, dass der Durchschnittslohn um 6 Cents gestiegen ist, und nun bei 24.53$ pro Stunde liegt. Der Durschnittslohn steigt daher seit Jahresbeginn um 2.1%.
England
Am 18. September gehen die Schotten an die Urne und stimmen ab, ob Sie unabhängig werden. Das meiste Öl Englands liegt auf schottischem Boden, und die Schotten ärgern sich, dass von den Bodenschätzen vor allem England profitiert und nicht das schottische Volk. Was am Anfang als Initiative ohne Chance belächelt wurde, nimmt nun eine dramatische Wende. Umfragen an diesem Wochenende ergaben das erste Mal, dass eine Mehrheit der Schotten für einen unabhängigen Staat ist. Das Währungspaar GBPUSD eröffnete in der Nacht auf Montagmorgen darum mit einem grösseren Gap nach Unten.
Wirtschaftsnachrichten
Im Folgenden liste ich die wichtigsten geplanten Wirtschaftsnachrichten. Geopolitische und Naturgewalten können die Märkte jedoch genauso, wenn nicht sogar stärker beeinflussen:
USA Wirtschaftsnachrichten – Einzelhandelsumsätze
Aus den Staaten erwarten uns erst am Freitag wichtige Wirtschaftsnachrichten: Um 14:30 die Einzelhandelsumsätze und um 16:00 der Konjunktur-Sentiment-Index der Universität Michigan.
EU Wirtschaftsnachrichten – Finanzforum und Wirtschaftskonferenz Mailand
Von Mittwoch bis Freitag findet eine europäische Finanzkonferenz statt- das Eurofil Financial Forum 2014. Das Thema lautet „Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums bei gegebenen EU wirtschaftlichen- und regulatorischen Rahmenbedingungen“. Am Freitag findet ein Asien-Europa-Treffen der Finanzminister statt und am Samstag ein Ecofin-Treffen.
China Wirtschaftsnachrichten – Inflation und industrieproduktion
Am Montag ist in China Bankenfeiertag. Am Montag wird zudem die Handelsbilanz veröffentlicht (ohne Zeitangabe). In der Nacht auf Donnerstag um 3:30 werden der Konsumentenpreisindex (CPI) und der Produktionspreisindex (PPI) und am Freitag um 7:30 wird die Industrieproduktion veröffentlicht.
Japan Wirtschaftsnachrichten
Am Dienstagmorgen um 1:50 wird das Protokoll der letzten japanischen Notenbanksitzung veröffentlicht. Am Freitag um 8:05 hält der japanische Notenbankenchef Kuroda eine Rede.
England Wirtschafsnachrichten – Inflationsbericht
Am Dienstagmorgen um 10:30 hält der englische Notenbankenchef Mark Carney eine Rede in Liverpool. Zur selben Zeit wird auch die Industrieproduktion veröffentlicht. Am Mittwoch wird der Inflationsreport dem englischen Parlament vorgestellt. Markt Carney und andere Mitglieder der Notenbank stehen für Antworten zur Verfügung
Australien Wirtschaftsnachrichten – Arbeitsmarktreport
Der australische Arbeitsmarktreport wird am Donnerstagmorgen um 3:30 veröffentlicht.
Neuseeland Wirtschaftsnachrichten – Leitzinsentscheidung
Die neuseeländische Leitzinsentscheidung und eine Pressekonferenz mit dem Chef der neuseeländischen Notenbank finden am Mittwochabend um 23:00 statt.
Für detaillierte Informationen über alle Wirtschaftsnachrichten empfehle ich Forexfactory.com und Finanznachrichten.de für Quartalsberichte einzelner Firmen und spezielle Ereignisse.
Technische Analyse
EURUSD
Im Wochenchart befindet sich der EURUSD in einer längeren Seitwärtsbewegung, im Tageschart jedoch in einer ausgeprägten Abwärtsbewegung. Dementsprechend könnte der Kurs gut noch bis 1.20-1.22 fallen. Goldmann Sachs sieht den Euro bis Ende Jahr bei 1.25 und bis 2017 die Parität. Nach den starken Fällen in den letzten Wochen könnte man meinen, dass eventuell eine Erholung nötig wäre – vielleicht kommt die auch, vielleicht aber auch nicht… Auf eine Erholung würde ich jedoch nicht spekulieren, denn ein guter Traderspruch lautet: „Versuche ein fallendes Messer nicht mit den Händen aufzufangen“.
GBPUSD
Der Cable (GBPUSD) ist in den letzten Wochen stark vom möglichen Ausgang der Abstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands am 18. September geprägt. Seit dem 15. Juli fällt der GBPUSD und damit ergibt sich nun ein Abwärtstrend im Tageschart mit aufeinanderfolgenden tieferen Hochs und aufeinanderfolgenden tieferen Tiefs. Dementsprechend bevorzuge ich Short Trades im GBPUSD. Das Gap am Montagmorgen wurde bisher nicht geschlossen, was auch nicht geschehen muss, speziell nicht, wenn ein starker Trend besteht. Die nächste grössere technische Unterstützung liegt bei 1.5833, also zirka 300 Pips unterhalb des momentanen Niveaus.
USDJPY
Ein weiteres Währungspaar, das sich in einen schönen Trend befindet, ist der USDJPY. Der USDJPY ist nach einer längeren Konsolidierung wieder nach oben ausgebrochen und generiert aufeinanderfolgende höhere Hochs und höhere Tiefs. Nach einer kleineren Erholung in den letzten Tagen könnte nun ein guter Zeitpunkt für einen neuen Longeinstieg sein.
Marktstudien von Cross Paaren folgen am Dienstagmorgen. Ich wünsche eine erfolgreiche Handelswoche!
Hallo Gil!
Deine technische Analyse ist immer knapp und dennoch ausführlich formuliert mit tollen Trading- Informationen. Super Arbeit!
Insgesamt gefällt mir deine Homepage sehr gut! Weiter so!
Gruß Dan
Vielen Dank – solche Kommentare erhält man gerne 🙂