Der US Arbeitsmarktbericht
Gemäss dem am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktbericht fiel die Arbeitslosenquote um 0.3%, was eigentlich positiv zu werten ist, aber die wirklichen Probleme liegen im Detail, und im Detail überraschte der Bericht vor allem negativ:
Im April wurden nur 38’000 neue nicht-landwirtschaftliche Stellen (Non-Farm Payroll) geschaffen. Wenn der Streik bei Verizon nicht gewesen wäre, wären es 73’000 Stellen – auch das wäre nicht berauschend. Im Vorjahr wurden im Durchschnitt zirka 222’000 Stellen pro Monat geschaffen.
Die Non-Farm Payroll der Vormonate wurden nach unten revidiert. Im März von 208’000 Stellen auf 186’000 Stellen und im April von 160’000 auf 123’000. Damit wurden in den letzten drei Monaten im Schnitt nur 116’000 Stellen geschaffen.
Wie kann es sein, dass so wenig Stellen geschaffen wurden, während die Arbeitslosenquote um 0.3% fiel? Die Antwort liegt bei der Anzahl der nicht-freiwilligen Teilzeitarbeitenden. Da stieg nämlich die Anzahl um 468’000 Stellen auf 6.4 Millionen.
Positiv überraschte, dass der Durchschnittverdienst um 5 Cents stieg, nach einem Anstieg von 9 Cents im April. Wenn man den Durchschnittsverdienst seit Anfang Jahr aufs Jahr hochrechnet, ergibt sich ein Wachstum von 2.5%. Dies dürfte positiv auf die Inflationsrate zu werten sein.
Persönliche Einschätzung des US Arbeitsmarktberichts
Der Arbeitsmarktbericht überraschte die Märkte negativ. Es ist darum nicht verwunderlich, dass die Erwartungen einer Leitzinserhöhung im Juni drastisch von 21% am Donnerstag auf 4% am Freitag fielen. Dies führte zu einem schwächeren Dollar, und dementsprechend stiegen Edelmetalle und Euro.
Meines Erachtens wurde der Report jedoch zu negativ bewertet: Nachdem in den USA praktisch die Vollbeschäftigung erreicht wurde, ist es nur natürlich, dass nicht mehr so viele neue Stellen geschaffen werden können. Dass der Durchschnittsverdienst weiter stieg, ist eines Indizes dafür, dass es für Firmen schwerer wird, qualifizierte Angestellte zu finden.
Der Markt schätzt nach dem Report die Chancen auf eine Leitzinserhöhung im Juli gerade mal auf 31.3%, im September auf 43.7%, im November auf 44.8% und im Dezember auf 60.6%. Meines Erachtens ist eine Leitzinserhöhung am 15. Juni eher unwahrscheinlich, aber im Juli nicht vom Tisch!
Die Wochenvorschau
Folgende Ereignisse der kommenden Woche sollten besonders beobachtet werden:
- Am Montag spricht Janet Yellen am «World of Affair Council». Dabei könnte interessant sein, ob Yellen etwas Interessantes zum enttäuschenden US Arbeitsmarktbericht sagen wird
- Am Dienstagmorgen entscheidet die australische Notenbank den Leitzins. Nachdem die Notenbank den Leitzins vor einem Monat überraschend gesenkt hat, ist eine weitere Senkung am Dienstag eher nicht zu erwarten.
- In der Nacht auf Mittwoch wird die Handelsbilanz Chinas veröffentlicht. Der Vormonat war sehr schlecht: Exporte fielen um 1.8% und Importe um 10.9%. Ich gehe darum davon aus, dass die kommende Veröffentlichung sehr genau unter die Lupe genommen wird
- Am Mittwochabend entscheidet die neuseeländische Notenbank über den Leitzins. Gemäss unterschiedlichen Wirtschaftskalendern wird eine Leitzinssenkung erwartet. Ich bin mir nicht so sicher.
- Am Donnerstagmorgen spricht der EZB-Präsident Mario Draghi am Brüsseler Wirtschaftsforum
Die Liste der Wirtschaftsnachrichten für die kommende Woche ist nicht vollständig, und hat nicht das Ziel vollständig zu sein. Die Liste soll auf wesentliche Nachrichten in Bezug auf Devisen aufmerksam machen, wobei besonderer Wert auf inflationsbezogene Nachrichten gelegt werden. Die Inflation hat langfristig den grössten Einfluss auf den Wert von Devisen. Vollständigere Kalender für Wirtschaftsnachrichten findet man entweder bei Forexfactory.com (Englisch) und Finanznachrichten.de (Deutsch). Es ist wichtig anzumerken, dass die Zukunft ungewiss ist, und dass die wirklich grossen Ereignisse als Überraschungen kommen, wie zum Beispiel politische Ereignisse oder Naturkatastrophen.
Weltweit
Mittwoch 16:30 – Erdöl-Lagerbestände
USA Wirtschaftsnachrichten
Montag 18:30 – Rede von Janet Yellen am «World Affair Council» über die aktuelle wirtschaftliche Lage und über die Geldpolitik
Dienstag 14:30 – Revidierte Non-Farm-Produktivität
Mittwoch 16:00 – JOLTS Stellenangebote
Freitag 16:00 – Universität of Michigan Konjunktur- und Inflationserwartungen
Europa Wirtschaftsnachrichten
Montag 8:00 – Deutsche Industrieaufträge
Donnerstag 9:00 – Rede von EZB Präsident Mario Draghi am Brüsseler Wirtschaftsforum
Freitag 9:00 – Deutscher Bundesbankpräsident Jens Weidmann spricht über Fiskalstabilität, Geld- und Fiskalpolitik an der Frühlingskonferenz der Bundesbank
China Wirtschaftsnachrichten
Mittwoch (ohne Zeitangabe) – Handelsbilanz
Donnerstag und Freitag – Bankenfeiertage
Donnerstag 3:30 – Konsumentenpreisindex und Produzentenpreisindex (Inflation)
Sonntag 7:30 – Industrieproduktion und Anlageinvestitionen
Japan Wirtschaftsnachrichten
Mittwoch 1:50 – Leistungsbilanz und Bruttoinlandprodukt
England Wirtschaftsnachrichten
Dienstag 9:30 – Halifax Hauspreisindex
Mittwoch 10:30 – Industrieproduktion
Donnerstag 10:30 – Handelsbilanz
Kanada Wirtschaftsnachrichten
Dienstag 16:00 – Ivey Einkaufsmangerindex
Mittwoch 14:30 – Baugenehmigungen
Donnerstag 14:30 – Neue Hauspreisindex
Donnerstag 17:15 – Rede von Gouverneur der kanadischen Notenbank über das Finanzsystem
Freitag 14:30 – Kanadischer Arbeitsmarktreport
Australien Wirtschaftsnachrichten – Leitzinsentscheid
Dienstag 6:30 – Leitzinsentscheid und Presseerklärung
Neuseeland Wirtschaftsnachrichten – Leitzinsentscheid
Mittwoch 23:00 – Leitzinsentscheid und Presseerklärung. Es wird eine Senkung der Leitzinsen allgemein erwartet.
Donnerstag 1:00 – Pressekonferenz zum Leitzinsentscheid
Donnerstag 3:10 – Rede es Gouverneurs der neuseeländischen Notenbank vor dem Parlament
Schweiz Wirtschaftsnachrichten
Dienstag 9:00 – Fremdwährungsreserven der SNB
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