Die wichtigste versteckte Funktion im Metatrader 4 – Die Kontraktspezifikation

Wer etwas gewinnen will, muss die Spielregeln kennen. Das gilt nicht nur für Spiele wie Poker oder Fussball, sondern auch für den Handel an der Börse. Die Spielregeln eines Finanzproduktes beim Metatrader 4 (MT4), egal ob Forex oder CFD, findet man in den Kontraktspezifikationen. Anhand den Kontraktspezifikationen lässt sich erkennen/ errechnen, wie gross ein Lot ist, was eine Position über Nacht kostet, wie viel Margin hinterlegt werden muss und wann man das Produkt handeln kann.

Leider lassen sich die Kontraktspezifikationen im Metatrader 4 weder in einem Fenster noch in der Menüleiste finden. Im Folgenden zeige ich, wie man die Kontraktspezifikationen findet, und was die einzelnen Parameter bedeuten.

Die Kontraktspezifikation im Metatrader 4

Zu der Kontraktspezifikation eines bestimmten Produktes kommt man auf zwei Wege:

Der erste und einfachste Weg geht über einen Rechtsklick auf ein bestimmtes Finanzprodukt, zum Beispiel EURUSD, im Fenster «Marktüberblick» und dann «Spezifikation auswählt.

Der allgemeinere Weg geht ebenfalls über den Rechtsklick im Fenster «Marktüberblick». Dieses Mal jedoch wählt man «Symbole». Dieses Fenster lässt sich auch über die Kurzwahl-Kombination «Strg + U» öffnen. In diesem Fenster sind alle handelbaren Produkte eines Brokers zu finden. Wählt man nun das gewünschte Produkt mit einem Linksklick an, z.B den DAX, und dann «Eigenschaften», wird ebenfalls das Fenster «Kontraktspezifikation» des ausgewählten Produkts geöffnet

Was bedeuten die einzelnen Parameter in den Kontraktspezifikationen?

Nach dem Bild erkläre ich die einzelnen Parameter der Kontraktspezifikationen und was sie für das Trading bedeuten. Zuerst jedoch noch einige Definitionen:

Punkte: Punkte werden als kleinste mögliche theoretische Veränderung definiert.

Balance: Wird als Kapital des Kunden ohne offene Positionen definiert.

Equity – Wird folgendermassen berechnet: Balance + Offene Posiitonen – Kommissionen

• Spread – Wenn Spreads fix sind, dann wird die Höhe des Spreads in Punkten angezeigt. Variiert der Spread wird dies entweder mit einer 0 oder mit dem Wort «schwebend» bezeichnet.
• Nachkommastellen (Digits) – Gibt an, mit wie vielen Nachkommastellen der Preis des Währungspaars oder des CFD-Produkts angezeigt wird.
• Stop Level – Gibt an in welchem Kanal des aktuellen Kurses kein S/L (Stopp Loss) oder T/P (Take Profit) gesetzt werden kann. Zum Beispiel: Liegt der aktuelle Preis bei 1.20000 und das Stop Level gibt 20 an, dann kann in der Region von 1.19980 – 1.20020 kein S/L oder T/P gesetzt werden.
• Kontraktgrösse (contract size) – Gibt an, wie viele Kontrakte ein Lot ausmachen, anders ausgedrückt, die Kontraktgrösse gibt an, wie gross die Position ist, wenn man im Orderfenster «1» eingibt. Nehmen wir an, wir handeln den AUDUSD und die Kontraktgrösse ist 100’000, dann ist ein Lot 100’000 Australische Dollar wert. Ein weiteres Beispiel: Wir möchten den Dax handeln. Der Dax liegt bei 10’300 Punken und die Kontraktgrösse beträgt 25, dann ist die Ordergrösse 25 * 10’300 in der Marginwährung, also 257’500 USD (Die Währung wird im nächsten Parameter angezeigt.
• Marginwährung (Margin currency) – Die Währung, in welcher die Margin-Anforderungen berechnet werden, bekannt auch als Basiswährung.
• Profitberechnungsmodus (profit calculation mode) – Kann Forex, CFD oder Futures angegeben werden.
• Marginberechnungsmodus (margin calculation mode) – Kann Forex, CFD, Futures, CFD-Index oder CFD-Leverage angegeben werden.
  “Forex” – Die Margin Berechnung wird folgendermassen vorgenommen:
  Volumen in Lots * Kontraktgrösse / Hebel
  «CFD» – Die Margin Berechnung wird folgendermassen vorgenommen:
  Volumen in Lots * Kontraktgrösse * Eröffnungskurs
  «CFD-Leverage» – Die Margin Berechnung wird folgendermassen vorgenommen:
  Volumen in Lots * Kontraktgrösse * Eröffnungskurs/ Leverage
  «CFD Index» – Die Margin Berechnung wird folgendermassen vorgenommen:
  Volumen in Lots * Kontraktgrösse * Eröffnungskurs * Tickkurs/Tickgrösse
  «Futures» – Die Margin Berechnung wird folgendermassen vorgenommen:
  Volumen in Lots * Kontraktgrösse * Anfängliche Margin
  Weitere Kalkulationsbeispiele der Margin
• Anfängliche Margin – Die minimale Equity, die auf dem Konto vorhanden sein muss, um eine Order von einem Lot zu eröffnen. Nachdem die Order eröffnet ist, kann es sein, gilt diese Anforderung nicht mehr.
• Margin-Hedge – Gibt an, wie viel Margin hinterlegt werden muss, wenn man zwei gegensätzliche Positionen von 1 Lot eröffnet: 1 Lot Long und 1 Lot Short
• Margin percentage – Bestimmt, welche Wert der Basis-Margin berechnet wird. Normalerweise 100%.
• Handel (Trade) – Gibt an, welche Zulassung für den Handel hat. «Deaktiviert» heisst, dass man das Produkt nicht handeln kann; «Nur schliessen» bedeutet, dass man offene Positionen schliessen kann, aber keine neue Order öffnen kann; «Voller Zugriff» bedeutet, dass man Positionen öffnen und schliessen kann (Natürlich nur zu den untenstehenden Zeiten)
• Ausführung (Execution) – «Instant» bedeutet, dass Order zu dem Preis ausgeführt wird, der zum Zeitpunkt der Ausführung angegeben wird. Wird der Preis vom Broker akzeptiert, wird die Order ausgeführt, wenn nicht, wird ein «Requote», also ein Gegenangebot, dem Kunden angeboten. (Zu 100% ein Market Maker)
  «Market» bedeutet, dass der Broker den Preis der Order entscheidet, ohne dass ein Requote an den Kunden geschickt wird. (Höchstwahrscheinlich ein Market Maker)
  «Request» bedeutet, dass eine Order zu einem Preis, der von beiden Parteien (Broker und Kunden) festgelegt wird.
  «Exchange» bedeutet, dass die Order weitergeleitet wird und zum Preis der dritten Partei ausgeführt wird. (Kein Market Maker)
• GTC-Modus (GTC mode) – Auslaufmodus eines Pending-Orders (normalerweise: «Pending Order halten bis zum manuellen Löschen»)
• Minimales Volumen (Minimal volume) – Die kleinste Ordergrösse, die eröffnet werden kann. Zum Beispiel: Man handelt den AUDUSD und es steht 0.01. Das bedeutet, dass die minimalste Grösse 0.01 Lot ist.
• Maximales Volumen (Maximal volume) – Maximales Volumen einer Order in Lots.
• Volumenschritt (Volume step) – Schritt eines Volumenwechsels. Zum Beispiel: Minmales Volumen beträgt 0.1 und Volumenschritt beträgt 0.01. Dann ist das minimale Volumen 0.1 Lot und die nächste Volumengrösse 0.11 Lot.
• Swap-Typ – Typ der Margin Berechnung. Meist «In Punkten» bei CFD’s oder in einer spezifischen Währung bei Devisen, meist der Margin-Währung oder der Gegenwährung.
• Swap Long – Höhe des Swaps bei Haltung einer Long-Position von 1 Lot über Nacht, meist in Punkten bei CFD’s oder in Währung bei Devisen. Die Kosten werden um 22:00 Englische Zeit berechnet. Ist der Wert positiv ist, erhält man eine Vergütung, ist der Wert negativ, bezahlt man den Wert.
• Swap Short – Höhe des Swaps bei Haltung einer Short-Position von 1 Lot über Nacht, meist in Punkten bei CFD’s oder in Währung bei Devisen. Die Kosten werden um 22:00 Englische Zeit berechnet. Ist der Wert positiv ist, erhält man eine Vergütung, ist der Wert negativ, bezahlt man den Wert. Anmerkung: Bei CFD’s ist der Wert in der Regel in beide Richtungen negativ. Warum? Damit der Broker zusätzlich verdient. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum CFD’s über Nacht etwas kosten sollten.
• 3-days Swap– Meistens von Mittwoch auf Donnerstag. Dann wird das Dreifache des Swaps berechnet. Für Währungen macht das Sinn, aber bei CFD’s ist es sinnlos, aber wird von den Brokern trotzdem berechnet. Warum nicht? Niemand beschwert sich, und man verdient so als Broker ohne Schmerzen zusätzlich.
• Sitzungen (Sessions) – Zeiten, zu denen man das Produkt handeln kann. Üblicherweise bei Devisen 24 Stunden, bei Indizes zu den Handelszeiten der jeweiligen Börsen und bei Rohstoffen zu den Handelszeiten der Chicago Mercantile Exchange.

Fazit

Die Kontraktspezifikationen im Metatrader definieren die Spielregeln eines Finanzproduktes, und nur wer die Spielregeln kennt und versteht, kann «das Spiel» gewinnen. Anhand der Kontraktspezifikationen kann die Ordergrösse, das Risiko eines Trades, die Margin-Anforderungen und die Kosten errechnet werden. Ohne rigoroses Risikomanagement kann man im Handel nicht langfristig Gewinne machen, und darum sollte niemand mit dem Handel beginnen, bevor er die Kontraktspezifikationen im Detail versteht.

Weitere Informationen zu Kalkulationen und Definitionen im Metatrader können in Englisch von der offiziellen Seite von Metaquotes (Englisch) entnommen werden.

Sollten weiterhin Unklarheiten der Kontraktspezifikationen bestehen, können diese im Kommentar hinterlegt werden, welche dann fundiert beantwortet werden.