Fundamentale Nachrichten
USA
US Arbeitsmarktreport
Die nicht-landwirtschaftlichen Gehaltsabrechnungen (Non-Farm Payroll) stiegen nach ersten Schätzungen im Mai um 217‘000 Stellen. Die Arbeitslosenquote bleibt unverändert bei 6.3%, nachdem diese seit Oktober 2013 um ein ganzes Prozent gefallen war. Die nicht-landwirtschaftlichen Gehaltsabrechnungen für April und März wurden leicht nach unten revidiert.
Der aktuelle Arbeitsmarktreport ist historisch, da mit den neuen 217‘000 Arbeitsstellen vom Mai in den USA wieder gleich viele Arbeitsstellen existieren wie vor der Rezession. Die Erholung des Arbeitsmarktes dauerte 6 Jahre – das ist die längste Erholung in der Geschichte. Bill McBride von Calculated Risks hat die Erholung von Arbeitsstellen während den verschiedenen Rezessionen in den USA in einer guten Grafik dargestellt. Aus der Grafik ist ersichtlich, dass die Erholungen in den letzten Jahren immer länger dauerten.
Noch nie in der Geschichte der USA gab es so viele Arbeitsstellen wie heute.
Dieser historische Augenblick könnte jedoch leicht davon ablenken, dass es immer noch schwerwiegende Probleme auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt gibt. Die Beteiligungsrate und das Verhältnis Beschäftigung/Bevölkerung zum Beispiel konnten sich seit der Krise nicht mehr erholen.
Der Hochfrequenzhandel und „Dark Pools“ sollen transparenter werden
Die amerikanischen Börsenaufsicht kündigte am Freitag eine Reihe von Massnahmen an, um den Hochfrequenzhandel und die „Dark Pools“ transparenter und fairer zu gestalten. Beim Hochfrequenzhandel (HFT) wird durch technische Überlegenheit, vor allem durch leistungsstarke Computer, die sich physisch Nahe an der Börse befinden, minimale Marktvorteile geschaffen, die dann durch Algorithmen und Trades im Millisekundenbereich ausgenutzt werden. Seit dem von Michael Lewis veröffentlichen Buch [insert Book from Amazon] geriet der Hochfrequenzhandel zunehmen in die Kritik der Medien.
Bei den Dark Pools handelt es sich um Abwicklungsanbieter von Finanzprodukten, die den ausserbörslicher Handel ermöglichen.
Europa – Die historische Entscheidung der EZB
Während der Pressekonferenz der EZB Leitzinsentscheidung hat Mario Draghi bereits angekündigt, dass die EZB bereit ist, den Kampf gegen die drohende Deflation aufzunehmen, und dass man sich zum Handeln im Juni wohl fühle. Nun hat die EZB am letzten Donnerstag geliefert – und wie!
Folgende Entscheidungen wurden getroffen:
Kategorie | Ereignis |
---|---|
Leitzins | Wurde von 0.25% auf 0.15% gesenkt |
Einlagezins | Wurde von 0% auf Minus 0.1% gesenkt. Damit werden in der Eurozone das erste mal Negativzinsen eingeführt. |
Refinanzierungsfazilität | Wurden von 0.75% auf 0.4% gesenkt |
Vollzuteilung MRO | Die Vollzuteilung für Geschäftsbanken wird bis Dezember 2016 verlängert |
SMP Sterilisation | Die EZB versichtet vorerst auf die Sterilisation von etwa 165 Milliarden Euro |
LTRO’s mit Auflagen | Die EZB kreirt ein Programm mit Langfristkrediten mit Auflagen, sogenannte TLTRO’s |
ABS Kaufprogramm | Wurde diskutiert und könnte zu einem späteren Zeitpunkt noch durchgeführt werden. Dieses Programm bietet ungefähr zusätzliche 400 Milliarden Euro |
Geldlockerung QE | Wurde nicht beschlossen, steht als zukünftiger Schritt jedoch noch offen. |
Mit diesem Paket soll die Kreditvergabe für die reale Wirtschaft, also die Liquidität in nicht-finanziellen Sektoren gefördert werden. Die EZB hofft damit der drohenden Deflation entgegenzusteuern. Das Paket ist extrem aggressiv gestaltet und lässt nicht mehr viele Möglichkeiten für weitere Massnahmen offen. Daher erklärte Mario Draghi dann auch in der Pressekonferenz, dass damit die untere Grenze der Zinsen erreicht worden ist, betont aber auch, dass weitere Schritte bereit stehen, wenn das Paket nicht den gewünschten Effekt erzielen würde – damit deutete er ein mögliches QE Programm an.
Die meisten Ökonomen glauben, dass das Hauptziel der Negativzinsen eine Schwächung des Euros ist. Sie meinen jedoch, dass die Botschaft der Negativzinsen wichtiger ist als der Wert selber.
Interessanter als die Negativzinsen sind jedoch das Program der Langzeitkredite mit Auflagen, das sogenannte TLTRO-Programm (Trageted long term refinancing operations). Damit stellt die EZB den Banken billiges Geld zur Verfügung, das für die Kreditvergabe an die reelle Wirtschaft verwendet werden soll. Dieses Programm ähnelt einem Programm der englischen Notenbank, das in den letzten Jahren Erfolge verbuchen konnte.
Wochenausblick
Nach einer wirtschaftsnachrichtlichen Megawoche erwartet uns voraussichtlich eine relativ ruhige Woche, die zur Verdauung der Vorwoche genutzt werden kann.
Am Donnerstag um 14:30 werden in den USA die Einzelhandelsumsätze und die Kerneinzelhandelsumsätze veröffentlicht. Am Freitag um 14:30 wird der Erzeugerpreisindex, der als Indikator für die Inflation wichtig ist, veröffentlicht, und um 16:00 wird der Konjunkturerwartungsindex der Universität Michigan veröffentlicht.
In den meisten europäischen Ländern ist morgen Montag Bankenfeiertag (Pfingsten). Am Donnerstag um 10:00 wird das monatliche Bulletin der EZB veröffentlicht.
In England wird die Industrieproduktion am Dienstag um 10:30 veröffentlicht. Am Donnerstag um 10:30 wird der Arbeitsmarktreport veröffentlicht und in der Nacht auf Freitag spricht Mark Carney an einem jährlichen Dinner.
Die japanische Leitzinsentscheidung fällt in der Nacht auf Freitag mit nachträglicher Pressekonferenz.
In Kanada spricht der Gouverneur der kanadischen Notenbank am Donnerstag um 17:15, und am Freitag um 14:30 wird die Industrieproduktion Kanadas veröffentlicht.
In Australien ist in den meisten Staaten am Montag Bankenfeiertag. Nichtsdestotrotz hält der Gouverneur der australischen Notenbank um 18:00 einen Vortrag zum Thema „Finanzregulierungen – Einige Beobachtungen“. In der Nacht auf Dienstag um 3:30 wird das Geschäftsvertrauen, und in der Nacht auf Mittwoch um 2:30 das Konsumentenvertrauen veröffentlicht.
In Neuseeland wird der Leitzins am Mittwoch 23:00 veröffentlicht. Es wird erwartet, dass der Leitzins von 3% auf 3.25% heraufgesetzt wird. Damit würde die neuseeländische Notenbank den Leitzins zum dritten Mal innerhalb von drei Monaten hochgesetzt.
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Technische Analyse
EURUSD
Der EURUSD reagierte stark auf die Worte während der EZB-Pressekonferenz mit Mario Draghi. Der Kurs fiel Anfangs fast bis 1.3500, erholte sich dann aber wieder und schloss in der Nähe des Eröffnungskurses – Dadurch bildete sich eine Umkehrkerze. Meines Erachtens darf man jedoch dieser Umkehrkerze nicht zu viel Bedeutung beimessen. Der EURUSD fällt seit der Ankündigung der Massnahmen im Mai, und das ist, was zählt. Im COT Report sind die Umschichtungen der Kommerziellen seit der Ankündigung im Mai gut erkennbar – ich spekuliere daher mittelfristig auf fallende Preise. Es ist meines Erachtens jedoch momentan noch zu früh, aggressiv auf fallende Kurse zu setzen, da sich ein klassischer Abwärtstrend im Tageschart noch nicht gebildet hat.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich vor dem Abwärtstrend eine längere Topbildung abzeichnet, ähnlich wie es 2011 geschehen ist. Auch damals konnte man die Umschichtungen der Kommerziellen im COT Report früh beobachten. es dauerte aber einige Monate bis der Kurs dann tatsächlich begann zu fallen.
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